Re-Imaginationen des Gebärens

Ästhetische Gestaltungen eines pathischen Ereignisses, Seminar im Sommersemester 2019

Das Gebären als Ereignis widerfahrenden Geworfenseins, leiblicher Transformationen, Desubjektivierung, Intersubjektivität und Abjektion stellt eine Herausforderung für ihre Medialisierung dar. In ihrer extremen Tabuisierung und phantasmatischen Besetzung zeigt sich eine historische Bildpolitik der Sauberkeit, der Romantisierung und technologischen Beherrschung, in welchen Ausnahmezustand und Pathos negiert und reglementiert werden. Die historische Koinzidenz feministischer Bewegungen und neuer Medien des Films, der Fotografie oder Social Media greift die lange Zeit vorherrschende Ästhetik des Tabus an und veröffentlicht mit einer neuen Sichtbarkeit graphische Bilder von Geburtsszenarien, die einen immer auch politischen Umbruch des Verständnisses von Körperbildern, Gender und Subjektivität markieren. Das Seminar behandelt den Topos Geburt als Scharnier zwischen Diskursen um Natur/Kultur und versucht anhand der  Analyse konkreter Gegenstände (wie Aufklärungsmedien, Spiel- und Horrorfilmen, Internetplattformen, Kunstprojekten, Reportagen) vor allem die fiktiven, projektiven, phantasievollen Sphären von Geburtsdarstellungen, der  Gestaltung von Geburtsprozessen und ihrer Repräsentationen nachzuzeichnen.