Künste und Praktiken der Verneinung

Seminar im Wintersemester 2020/21

Die Verneinung ist eine gemischte (Sprech-)Handlung aus Sinn und affektiver Kraft, die sich gegen etwas oder gegen jemanden richtet. Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud haben ein breites Spektrum an Varianten des Nein-Sagens und Nein-Tuns untersucht, das vom Vergessen, Verleugnen und Verdrängen über das Verwerfen, Verraten, Vernichten bis hin zur Zensur, zum Ressentiment und zur Grausamkeit reicht. Neben körperlichen und aisthetischen Praxisformen der Verneinung (Erbrechen, Abstoßen, Wegsehen, Durchstreichen) untersuchen wir politische Dimensionen verneinender Sprech- und Bildakte (Verachtung, Hate Speech, soziale Abjektion, Rassismus) und fragen, welche impliziten Bejahungen demgegenüber Verneinungskünste wie Kritik, Widerstand, Protest und Revolte aufweisen. Die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten ist mit der Einladung zur eigenständigen Erarbeitung von Fallgeschichten verbunden.

Abbildung: George Romney: »Anger, Envy, and Fear« (o.D.), © Yale Center for British Art, Yale Art Gallery Collection, Gift of Mr. and Mrs. J. Richardson Dilworth, B.A. 1938.