Diebe

Die heimliche Aneignung als Ursprungserzählung in Literatur, Philosophie und Mythos. München: Fink Verlag 2016.

Der Diebstahl ist nicht nur eines der häufigsten Verbrechen überhaupt, sondern er ist eine Tat mit großer Geschichte: Schon Eva eignete sich den Apfel im Paradies auf diese Weise das Feuer der Götter, der heilige Augustinus beschrieb sich in seiner Autobiografie als einen Dieb, und Jean-Jacques Rousseau folgte ihm darin mit seiner ebenfalls äußerst einflussreichen Autobiografie nach.

Immer wieder stehen Diebe in der Literatur und in den Mythen für Neuanfänge und für Emanzipation: Wo gestohlen wird, geschieht eine behutsame und gewaltlose Rebellion, und es wird eine Ungerechtigkeit ausgeglichen. Während die Praktiken der ›Gabe‹ im zwanzigsten Jahrhundert intensiv studiert wurden, hat der Diebstahl in den Kulturwissenschaften bisher keine Beachtung gefunden. Andreas Gehrlach zeichnet anhand zahlreicher Beispiele die westliche Kulturgeschichte des Stehlens von der Antike bis in die postmoderne Philosophie nach und widmet sich der Frage, wie die subversiven Praktiken des Diebstahls die festen Eigentums- und Besitzordnungen zu jeder Zeit unterlaufen und verändern können.