Vom Schlaf und von der Schlaflosigkeit

Kulturgeschichten und Philosophien, Wintersemester 2018/19

Seit der Industrialisierung sind Wachen und Schlafen zu politisch besetzten Konflikt- und Aushandelungszonen gemacht worden, in denen die Schwellen und Grenzen zwischen Tages- und Nachtrhythmen, Arbeits- und Erholungszeiten zugunsten des Leistungs-, Disziplinierungs- und Kreativitätscharakters menschlicher Aktivität beständig verschoben und suspendiert worden sind. Der leiblich-körperliche Rückhalt von Wachen und Schlafen eröffnet indes nicht nur eine gewisse Dehnbarkeit und Flexibilität in die eine oder andere Richtung, sondern bildet auch eine Ressource für Wach- und Nachtträume, für Irritationen, Halbschlaf, Schlafwandeln, Passivitätserfahrungen und widerständige Praktiken der Schlaflosigkeit. Im Seminar widmen wir uns dem Spannungsfeld von Wachen und Schlafen unter kultur- und körpergeschichtlichen, aisthetischen und philosophischen Gesichtspunkten (Maurice Blanchot, Emmanuel Lévinas, Vilém Flusser, Jean-Luc Nancy) und nicht zuletzt aus der leidvoll geschärften wie eigensinnigen Perspektive der Schlaflosigkeit.