Wie zusammen wohnen?

Seminar an der Bauhaus-Universität Weimar

Ausgehend von der Frage – ›comment vivre ensemble?‹ – mit der Roland Barthes seine berühmte erste Vorlesungsreihe am Collège de France überschrieb, sollen im Seminar Formen und Vorstellungen des Zusammenlebens sowohl als Aufgabe der Architektur als auch als Problem eines philosophischen Gemeinschaftsdiskurses untersucht werden. Beginnt Barthes seine Überlegungen auf dem Berg Athos, mit einem, auch für heutige Wohnende, leider unerfüllt bleibenden Versprechen der ›Idiorrhythmie‹, so rücken auch im Verlauf des Semesters unterschiedliche Wohnformen, vom Kloster, über die Phalanstère bis zur Studenten-WG, als Versuche in den Blick, bestimmte Vorstellungen und Phantasmen des Zusammenlebens gestalterisch umzusetzen. Gerade im 20. Jahrhundert wird ›Gemeinschaft‹ zu einem genauso umkämpften wie problematischen Schlüsselbegriff, der sich nicht nur in der Architektur des Bauhauses und dem sozial orientierten Massenwohnungsbau der Weimarer Zeit, sondern auch in den dystopischen Exzessen des NS nachvollziehen lässt, wo er in den auf Ausschluss und Gewalt gegründeten Begriffen der Volksgemeinschaft und des Lagers kulminiert. Als Gegenposition zu der immer noch einflussreichen, an »Volk« und »Werk« orientierten Architekturphilosophie Heideggers soll das Seminar an Denkerinnen und Denker heranführen, die das Zusammen-Wohnen sowohl in architektonischer als auch philosophischer Sicht neu und anders bestimmen.

Abbildung aus: Victor Considérant, Description du phalanstère et considérations sociales sur l’architectonique, 1848.