Mythische Tiere und imaginäre Wesen

Wissens- und Kulturgeschichte(n) an den Grenzen der Zoologie, Sommersemester 2018

Zentauren, Sirenen, Einhörner und Drachen zählen in der Moderne zu den kuriosen Hirngespinsten der menschlichen Einbildungskraft, die bloß noch mediale Welten, phantastische Literatur, Sagen und Folklore bevölkern. Dabei wird leicht übersehen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Kreaturen bis weit in die Neuzeit hinein, allen Modernisierungsschüben zum Trotz, einen festen Platz in unserer Kultur einnahm: Gibt es Sirenen, Nymphen und Einhörner? Und was ist von den Werwölfen zu halten? Lindert die Galle eines Zentauren tatsächlich den Schlagfluss, und neutralisiert die Klaue eines Greifs Gifte? Wo sind diese Wesen einzuordnen? Gehören sie in den Bereich der Zoologie oder der bloßen Fiktion? Sind sie Tiere oder menschenähnliche Wesen, Dämonen oder Elementargeister? Solche und ähnliche Fragen beschäftigten die Gelehrten über Jahrhunderte hinweg. In diesem Sinne soll es im Seminar um ganz unterschiedliche reale oder fiktive Beobachtungen, Wissensformen, Zuschreibungen und Imaginationen, Narrationen und Klassifikationsversuche rund um dieses Sammelsurium an merkwürdigen Wesen gehen, deren Existenz seit jeher in unterschiedlicher Weise auf dem Spiel stand. Dabei werden wir uns eingehend mit den Grenzen und Grenzziehungen unserer modernen, westlichen Wissenskultur und Kosmologie befassen.

Abbildung: Anhänger in Form einer Meerjungfrau. Wahrscheinlich nach einem Entwurf von Reinhold Vasters Ende des Neunzehnten Jahrhunderts. Quelle: Public Domain des MET-Museums. Link zum Datensatz.