Widerstände. Geschichte und Theorie

Vorlesung und Seminar im Sommersemester 2019

Wovon sollten Resistance Studies ausgehen, die an der Untersuchung eines historisch-kulturell breiten Spektrums widerständiger Praktiken, Passivierungen, Aishetiken, Geschichten und Theorien interessiert sind? Die Vorlesung beschäftigt sich mit verschiedenen Traditionssträngen des Widerstandsbegriffs. Dem erkenntnistheoretischen, dem psychoanalytischen, dem ästhetischen Widerstandsbegriff und nicht zuletzt mit der Geschichte des Widerstandrechts, mit Revolutionstheorien sowie mit Konzepten des »zivilen Ungehorsams«. Dabei werden die etatistischen und zivilgesellschaftlichen Verengungen ebenso problematisiert wie Grenzziehungen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Demgegenüber werden Extremsituation des Politischen in den Blick genommen: In Gewalt- und Machträumen, in den Menschen rechtlos gemacht, auf bloße Körper reduziert und animalisiert werden sollten, mussten sich Widerstände vielfach im Verborgenen, in Ambiguitätszonen und Graubereichen abspielen, um Raum und Zeit zu schaffen für Aufzeichnungen, Fluchtvorbereitungen, nächtliches Tanzen, Sabotage, Diebstahl, Trauer, Gebete, Tagträume. In welchen Situationen wird Widerstand politisch?

Abbildung: Women’s Social and Political Union: »The modern inquisition, treatment of political prisoners under a liberal government« (1910), © Museum of London. Photograph used with the permission of Museum of London.