Kulturwissenschaftliche
Ästhetik und Kulturtheorie

Humboldt-Universität zu Berlin – Institut für Kulturwissenschaft

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Research-Collage Zines, 2025.

Zine Cultures. Zwischen Theorie, Kunst und Aktivismus

Projektseminar in Kooperation mit dem IGTG der Universität der Künste Berlin

In diesem Projektseminar setzen wir uns mit der Geschichte und Praxis des Zine-Makings auseinander und beleuchten dessen enge Verbindungen zu politischen Kämpfen, Subkulturen und Gegenöffentlichkeiten, sowie zu künstlerischen Ausdrucksformen. Mit Zines sind kleine, selbstgestaltete, in der Regel unabhängige Publikationen angesprochen, die nicht offiziell verlegt, sondern häufig selbst hergestellt und distribuiert wurden. Gemeinsam wollen wir fragen, in welchen kulturellen Kontexten und sozialen Räumen Zines entwickelt werden und welche politischen oder künstlerischen Dringlichkeiten damit einhergehen.

Waldemar Isak: Bücherstapel Preciado, 2024.

Paul B. Preciado und die Politiken des Körpers

Lektüreseminar im Sommersemester 2024

Es ist wohl keine Übertreibung festzustellen, dass Paul B. Preciado zu den einflussreichsten Philosoph:innen des 21. Jahrhunderts gehört und aus den Feldern der Trans- und Queer Theory nicht wegzudenken ist. In den Gegenständen, die Preciado sich anschaut, und den Fragen, die Preciado sich stellt, drücken sich Denkweisen aus, die auch kulturwissenschaftlich exemplarisch sind. Im Zentrum von Preciados Denken steht dabei der Körper und dessen politisch-transformatives Potential.

© Henri Rohr, 2024.

Leaky Bodies

Von durchlässigen Körpern zu Theorien des Undichten, Seminar im Sommersemester 2024

In diesem Seminar möchten wir unseren Blick auf leaky Körper richten: Auf körperliche und verkörperte Formen dessen, was nicht eingehalten, verschlossen oder abgedichtet werden kann, was sich nicht eindämmen lässt und eigenwillig nach außen dringt. Selbst politischen und ästhetischen Imperativen der Diskretion unterworfen, fordern durchlässige Körper diese immer wieder heraus. Anders ausgedrückt: Wir atmen, schwitzen, menstruieren. Unsere Haut ist alles andere als undurchlässig. Wir hören, riechen, sind im Austausch. Wie lassen sich Körper ausgehend von ihrer Durchlässigkeit verstehen, und wie kann so über Körpergrenzen nachgedacht werden?

Sabri al-Qurashi, untitled, 2014.

Kunst aus Guantánamo

Ein Ausstellungsseminar im Wintersemester 2023/2024

Im Seminar »Kunst aus Guantánamo« wollen wir diese künstlerischen Arbeiten als Überlebenszeugnisse in ihrer ästhetischen Gestaltung wie in ihrem zeithistorischen Kontext untersuchen. Wie zeugen die Arbeiten von Folter, Widerstand und Überleben? Welche Reaktionen haben sie beim Militär, Ausstellungshäusern und Universitäten hervorgerufen? Wie verändern sie unser Nachdenken über Kunst im Sinne einer kulturwissenschaftlichen Ästhetik?

Plakat zur Ringvorlesung »Kulturwissenschaftliche Ästhetik«, 2023.

Kulturwissenschaftliche Ästhetik

Ringvorlesung im Sommersemester 2023

Der Lehr- und Forschungsbereich »Kulturwissenschaftliche Ästhetik« an der Humboldt-Universität zu Berlin ist in der deutschsprachigen Universitätslandschaft singulär. Zwar knüpft der Titel an die im 18. Jahrhundert gegründete philosophische Disziplin der »Ästhetik« an, die mit dem Anspruch verknüpft war, der Kunst ein freies und autonomes Feld zu verschaffen. Mit der kulturwissenschaftlichen Perspektive werden jedoch andere Zugänge zu ästhetischen Fragestellungen eröffnet.

Thomas La Farge: Portrait Study (ca. 1931) © Smithsonian American Art Museum, Bequest of Olin Dows.

Ästhetiken der Müdigkeit und der Erschöpfung

Seminar im Wintersemester 2022/23

Müdigkeit und Erschöpfung gehören zu den zentralen Schlagworten vieler kulturkritischer Zeitdiagnosen. Was passiert aber, wenn wir uns diese Zustände und Phänomene genauer ansehen? Das werden wir in diesem Seminar unter kulturhistorischen, philosophischen und aisthetischen Gesichtspunkten versuchen.

Edward S. Curtis, Kwakwaka'wakw potlatch, British Columbia (Showing of masks at Kwakwaka'wakw potlatch.)

Kulturen der Gabe. Marcel Mauss‘ Essai über die Gabe und seine französische Rezeption

Seminar im Wintersemester 2022/23

In seinem 1923/24 erschienenen Essai sur le don unternimmt Marcel Mauss unter Rückgriff auf die ethnographischen Untersuchungen von Franz Boas, George Hunt, Bronislaw Malinowski, Elsdon Best u.a. eine Gabenweltreise bis hin zu den »Gesellschaften am Rande des Pazifiks« und ist dabei der sozialitäts-, allianz- und friedensstiftenden Kraft des Gabentausches auf der Spur. Zweifellos hat Mauss‘ Text einen der wichtigsten Rezeptionsstränge der französischen Theoriebildung angestoßen, für die Namen wie Georges Bataille, Claude Lévi-Strauss, Jacques Derrida und Michel Serres stehen.

Jacques Derrida: Grammatologie. Suhrkamp 2021, Cover.

Jacques Derrida, Grammatologie

Seminar im Sommersemester 2022

In De la grammatologie (1967) entwickelt Jacques Derrida Grundzüge der »Dekonstruktion«. Im Nachhinein hat Derrida eingeräumt, dass ihn der Erfolg des Wortes »deconstruction« unangenehm berührt habe. Er selbst hatte es als eine Übersetzung von Heideggers Begriff der »Destruktion« (Sein und Zeit, § 6) eingeführt, um dessen bloß negativen Bedeutungsgehalt zu unterlaufen und so dem eigenen Vorhaben anzupassen. Es zielt auf die Klärung und Verstärkung einer geschichtlichen Bewegung ab, die den Horizont für seine Epoche, für sein Denken und Handeln bestimmt: die Dekonstruktion oder Erschütterung der Grundbegriffe des abendländischen, »logozentrischen« Denkens. Derrida geht es nicht um eine Zerstörung der Geschichte der Metaphysik, sondern um eine subversive Strategie des doppelten Schreibens und Lesens.

Titelseite der »Anleitung für eine revolutionäre Erziehung« des Autorenkollektivs im sozialistischen Kinderladen Charlottenburg, Nr. 5 (»Kinder im Kollektiv«), Berlin 1969.

Schwestern, Brüder, Geschwister

Elemente einer politischen Theorie lateraler Beziehungen, Seminar im Wintersemester 2021/22

Lässt sich Geschichte aus der Perspektive von Kindern schreiben? Wodurch wäre eine solche Perspektive im Unterschied zur Perspektive Erwachsener charakterisiert? Die Eigenständigkeit einer Kinderperspektive soll in einem ersten Schritt durch eine Auseinandersetzung mit der Geschwisterbeziehung umrissen werden.

Michelangelo Merisi da Caravaggio: Narziss, 1594-1596.

Bild-werden

Körper- und Kulturtechniken der Selbstobjektivierung in Kunst und Religion, Seminar im Wintersemester 2021/22

Was ist ein Bild? Und wie wird man ein Bild? Das Seminar wird ausgehend von diesen zwei Grundfragen die Kulturtechniken und Körperpraktiken betrachten, die in unterschiedlichen Kulturkreisen und Zeitaltern angewendet worden sind, um Bilder zu produzieren und Menschen in Bilder zu verwandeln. Das Seminar wird v.a. den Zusammenhang zwischen Kult, Rituale, Askese und Bildproduktion in Betracht ziehen mit besonderer Aufmerksamkeit auf eine interkulturelle Perspektive.

Francisco de Zurbarán: Heilige Agatha (Ausschnitt), 1630.

Askese und Gender

Seminar im Wintersemester 2021/22 an der Freien Universität Berlin

Askese als radikale Praxis der Körperveränderung ist viele Jahrhunderte hindurch und in unterschiedlichen Kulturkreisen von Frauen und Männern praktiziert worden, die ihre ursprüngliche Subjektivität in etwas anderes verwandeln wollten. Das Seminar wird eine Reihe ausgewählter Praktiken und Figuren sowohl männlicher als auch weiblicher Askese in Betracht ziehen, um zu zeigen, wie asketische Übungen in unterschiedlichen Zeitaltern und Kontexten eine entscheidende Rolle bei der Infragestellung der traditionellen Geschlechteridentitäten gespielt haben.

Kupferstich in »Aline et Valcour ou Le Roman philosophique« von Donatien Alphonse François de Sade, 1795.

Sadismus mit und ohne de Sade

Vorlesung und Seminar im Sommersemester 2021

Sadismus ist eine Gewaltpraxis, ein pornografisches Genre und eine Möglichkeit im Gebrauch der Lüste. Die »Plantagen-Pornografie« (Marcus Wood) des 18. Jahrhunderts präsentierte keine fingierte Folter, sondern koloniale Szenen realer Foltergewalt. Sade war über die Zustände in den französischen Kolonien nicht nur erstaunlich gut unterrichtet, er hat die koloniale Gewaltlust auch literarisch sichtbar gemacht und in Praktiken konvertiert, die auf die Aufhebung der Sklaverei zielten.

Hans Holbein der Jüngere: Die Gesandten, 1533.

Der Blick

Zwischen Psychoanalyse, Französischer Gegenwartsphilosophie und Bildtheorie, Seminar im Sommersemester 2021

In Das Sein und das Nichts unterbricht Jean-Paul Sartre den Funktionskreislauf von Auge und Blick. Der Blick ist eine erschütternde Erfahrung, die es unmöglich macht, den:die Andere:n zu objektivieren. Im Blick begegnet der:die Andere vielmehr als Andere:r und als Subjekt. Sartres Blickanalyse hat eine reiche Rezeptionsgeschichte angestoßen – ihren Fährten bei Maurice Merleau-Ponty, Roland Barthes, Hubert Damisch, Rosalind Krauss u.a. folgen wir in gemeinsamer Text- und Bildarbeit.

George Romney: Anger, Envy, and Fear (o.D.) © Yale Center for British Art.

Künste und Praktiken der Verneinung

Seminar im Wintersemester 2020/21

Die Verneinung ist eine gemischte (Sprech-)Handlung aus Sinn und affektiver Kraft, die sich gegen etwas oder gegen jemanden richtet. Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud haben ein breites Spektrum an Varianten des Nein-Sagens und Nein-Tuns untersucht, das vom Vergessen, Verleugnen und Verdrängen über das Verwerfen, Verraten, Vernichten bis hin zur Zensur, zum Ressentiment und zur Grausamkeit reicht.

ZAD de Notre-Dame-des-Landes, 2018

Natur – Kultur – Ökologien

Eine Einführung, Wintersemester 2019/20

›Natur‹ ist sicherlich einer der geläufigsten Gegenbegriffe zum zentralen Begriff der Kulturwissenschaft, nämlich ›Kultur‹. Dabei ist oft gar nicht so klar, was ›Natur‹ und ›Kultur‹ je genau meinen, wo ihr Unterschied und ihre Grenze gezogen werden sollen und auf welcher Seite diese Grenze selbst eigentlich verortet wird.

Michel Foucault: Die Geständnisse des Fleisches. Sexualität und Wahrheit 4. Suhrkamp 2019, Cover.

Die Geständnisse des Fleisches

Michel Foucaults Sexualität und Wahrheit 4

Michel Foucault hat in den Jahren zwischen 1979 und 1984 in seinen Vorlesungen am Collège de France und nach der Auseinandersetzung mit der Biopolitik und der Gouvernementalität allmählich den Forschungsschwerpunkt seiner Untersuchungen verschoben. Immer mehr rücken die Antike und die Verhältnisse zwischen Subjektivität, Wahrheit und Regierung (sowohl des Selbst als auch der Anderen) in den Fokus seines Interesses. Ziel des Seminars ist eine tiefgehende Lektüre des vor kurzem erschienenen 4. Bandes seines Buch-Projektes Sexualität und Wahrheit mit Bezug auf paradigmatische Textstellen der foucaultschen Produktion.

Max Halberstadt, Sigmund Freud, 1921, Bearbeitung: Andreas Gehrlach.

Freud und Freunde

Grundlagentexte der Psychoanalyse in der Kulturwissenschaft

Eigentlich wollte Sigmund Freud mit der Psychoanalyse eine Wissenschaft der Seele entwickeln, die im Bereich der Naturwissenschaften angesiedelt sein sollte. Das hat nicht geklappt; stattdessen wurde daraus eine Wissenschaft, die zum ersten mal genau die Dinge untersuchen konnte, die davor als überhaupt nicht wissenschaftswürdig galten: Träume, Witze, Versprecher und Versehen, persönliche Eigenheiten, Ticks und Angewohnheiten, unbedeutende Alltagsdetails und Ambivalenzen, Spiegelbilder, Sex, Bettnässen und sogar das Phänomen des Vergessens selbst.

Victor Considérant, Description du phalanstère et considérations sociales sur l'architectonique, 1848.

Wie zusammen wohnen?

Seminar an der Bauhaus-Universität Weimar

Ausgehend von der Frage – ›comment vivre ensemble?‹ – mit der Roland Barthes seine berühmte erste Vorlesungsreihe am Collège de France überschrieb, sollen im Seminar Formen und Vorstellungen des Zusammenlebens sowohl als Aufgabe der Architektur als auch als Problem eines philosophischen Gemeinschaftsdiskurses untersucht werden.

Women's Social and Political Union: »The modern inquisition« (1910) © Museum of London.

Widerstände. Geschichte und Theorie

Vorlesung und Seminar im Sommersemester 2019

Wovon sollten Resistance Studies ausgehen, die an der Untersuchung eines historisch-kulturell breiten Spektrums widerständiger Praktiken, Passivierungen, Aishetiken, Geschichten und Theorien interessiert sind? Die Vorlesung beschäftigt sich mit verschiedenen Traditionssträngen des Widerstandsbegriffs. Dem erkenntnistheoretischen, dem psychoanalytischen, dem ästhetischen Widerstandsbegriff und nicht zuletzt mit der Geschichte des Widerstandrechts, mit Revolutionstheorien sowie mit Konzepten des »zivilen Ungehorsams«.

Sculptor's model/votive of a fist Ägypten 400–30 v.uZ. (MET Museum)

Manifeste als theoretische Textgattung

Seminar im Sommersemester 2019

Das Manifest ist vielleicht die wichtigste, sicherlich aber die sichtbarste Kommunikationsform des Politischen. Manifeste sind dabei eine der seltenen Textgattungen, die – wie Theaterstücke, Gesetzestexte oder Witze – zwischen Theorie und Praxis stehen: Sie zerfallen häufig in eine feinfühlige, präzise und nicht selten brillant geschriebene Diagnose und einen gänzlich agitatorischen und im Verhältnis zum Analyseteil oft unvermutet kruden und ebenso simplen wie gespenstischen Aufruf zu banaler Gewalt.

Natalie Lennard, »Salle Sauvage«, 2017, www.birthundisturbed.com (Photograph used with the permission of Natalie Lennard)

Re-Imaginationen des Gebärens

Ästhetische Gestaltungen eines pathischen Ereignisses, Seminar im Sommersemester 2019

Das Gebären als Ereignis widerfahrenden Geworfenseins, leiblicher Transformationen, Desubjektivierung, Intersubjektivität und Abjektion stellt eine Herausforderung für ihre Medialisierung dar. In ihrer extremen Tabuisierung und phantasmatischen Besetzung zeigt sich eine historische Bildpolitik der Sauberkeit, der Romantisierung und technologischen Beherrschung, in welchen Ausnahmezustand und Pathos negiert und reglementiert werden.

Programm der Ringvorlesung, 2018.

Fünfzig Jahre Theorie

Ringvorlesung im Wintersemester 2018/2019

Fünfzig Jahre, nachdem die Generation der Achtundsechziger sie vom Seminarraum auf die Straße brachte, befindet sich Theorie heute in einer Phase der Reflexion und der Selbstverständigung. Theorieeinsatz bildete lange Zeit den Indikator, mit dem sich die Avanciertheit kulturwissenschaftlicher Forschungsvorhaben, Disziplinen und Programme ausweisen ließ. Ob Frankfurter Schule, Systemtheorie, Dekonstruktion, Poststrukturalismus, postcolonial- oder gender theory – bei Theorie handelte es sich stets um den Bruch mit dem Common Sense, um die Überschreitung klassischer Repertoires von Gelehrsamkeit, um ihre Politisierung und um die Infragestellung ihrer Formen.

Andreas Gehrlach: Zwanzigmark-Schein, 2018.

Kulturen des Ökonomischen

Wintersemester 2018/2019

Ökonomie und Kultur sind im Grunde das Gleiche: Ursprünglich bezeichnet das Wort ›Kultur‹ die Landwirtschaft, und ›Ökonomie‹ ist die Wirtschaft des einzelnen Hauses, was diese beiden Ideen in der Antike, wo die allermeisten Leute auf Bauernhöfen lebten, schwer unterscheidbar macht. Aber das allein würde die Ökonomie für die Kulturwissenschaft noch nicht besonders interessant machen.

Waldemar Isak, Abgebautes Bett, 2018.

Vom Schlaf und von der Schlaflosigkeit

Kulturgeschichten und Philosophien, Wintersemester 2018/19

Seit der Industrialisierung sind Wachen und Schlafen zu politisch besetzten Konflikt- und Aushandelungszonen gemacht worden, in denen die Schwellen und Grenzen zwischen Tages- und Nachtrhythmen, Arbeits- und Erholungszeiten zugunsten des Leistungs-, Disziplinierungs- und Kreativitätscharakters menschlicher Aktivität beständig verschoben und suspendiert worden sind. Der leiblich-körperliche Rückhalt von Wachen und Schlafen eröffnet indes nicht nur eine gewisse Dehnbarkeit und Flexibilität in die eine oder andere Richtung, sondern bildet auch eine Ressource für Wach- und Nachtträume, für Irritationen, Halbschlaf, Schlafwandeln, Passivitätserfahrungen und widerständige Praktiken der Schlaflosigkeit.

Sophia Gräfe: Sitzgruppe in Oberhausen, 2018.

Der andere Text

Schreibseminar zur Filmkritik, Sommersemester 2018

Das Begleitseminar »Der andere Text« von Sophia Gräfe führt in die Theorie und Praxis der Filmkritik ein. Wie gelingt es, über Bilder zu schreiben, verlangt jeder Film nach einem anderen Text? Auf Grundlage wöchentlicher Lektüren und Filmsichtungen verfassen die Studierenden kurze Filmbesprechungen, die gemeinsam im Seminar diskutiert werden.

»Pendant in the form of a mermaid.« Probably based on a design by Reinhold Vasters (Aachen 1827–1909)

Mythische Tiere und imaginäre Wesen

Wissens- und Kulturgeschichte(n) an den Grenzen der Zoologie, Sommersemester 2018

Zentauren, Sirenen, Einhörner und Drachen zählen in der Moderne zu den kuriosen Hirngespinsten der menschlichen Einbildungskraft, die bloß noch mediale Welten, phantastische Literatur, Sagen und Folklore bevölkern. Dabei wird leicht übersehen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Kreaturen bis weit in die Neuzeit hinein, allen Modernisierungsschüben zum Trotz, einen festen Platz in unserer Kultur einnahm: Gibt es Sirenen, Nymphen und Einhörner?

Pieter Brueghel d. Ä.: Der Turmbau zu Babel (Ausschnitt), 1563.

Macht – Gewalt – Herrschaft

Wintersemester 2017/2018

Es scheint, als seien nur noch Foucaults mehrseitige, fluide Mikromächte übrig, um Phänomene von Macht und Herrschaft zu beschreiben: Überall wird geherrscht, und überall ist jedes Subjekt gleichzeitig selbst an der Macht beteiligt. Aber jenseits von dieser Theorie, die selbst eine Art Herrschaft über das Nachdenken über Macht angetreten hat, finden sich seit der Antike eine bemerkenswerte Reihe anderer Konzeptionen zu den Problematiken von Macht, Gewalt und Herrschaft.

Samuel Beckett: Not I. Filmstill aus: Ders.: Filme für den SDR. Filmedition Suhrkamp, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, Minute 2'03.

Gegen die Welt, gegen das Leben. Kulturgeschichte der Negativität

Wintersemester 2017/2018

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff der »Negativität«? Handelt es sich um eine Denkweise, eine Haltung zur Existenz, ein logisches Verfahren oder eine metaphysische Position? Welcher Unterschied besteht zwischen den Begriffen Negativität, Pessimismus, Nihilismus und Antihumanismus?

Günter Tembrock: 11.12.52, 19:45, Mucki. Retuschierte S/W-Fotografie, 1952 © Tembrock Forschungssammlung Berlin.

Verhaltenswissen

Wintersemester 2017/2018

Im Seminar wird es um eine Auslegung des Verhaltenswissens als dezidiertes Werkzeug einer Zukunftsprognose und Gefahrenvorsorge gehen. Ausgehend von der Feststellung, dass das Verhalten immer schon Gegenstand seiner Beobachtung ist, widmet sich die Lehrveranstaltung den poetologischen Verfahren mithilfe derer das streitbare Wissen vom Verhalten jeweils dargestellt wird.

William Byrne, A View of Karakooa, in Owyhee (Ausschnitt), Radierung nach John Webber, 1784. © Trustees of the British Museum

Georg Forster. Lektüren eines maritimen Denkens

Wintersemester 2017/2018

Nicht nur Johann Gottfried Herder sieht sich 1769 in seinem Reisejournal als »Philosoph auf dem Schiffe« auch Goethe notiert 1787 in sein Tagebuch der Italienischen Reise: »Hat man sich nicht ringsum vom Meer umgeben gesehen, so hat man keinen Begriff von Welt und von seinem Verhältnis zur Welt«. Die Prozesse der Globalisierung und die vermehrten nautischen Reisebewegungen lösen gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Frage nach einem neuen, maritimen Standpunkt des Denkens aus.

Andreas Gehrlach: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, 2017

Walter Benjamin

Sommersemester 2017

Es geht das Gerücht um, dass ab Ende der siebziger Jahre in der Bundesrepublik zu keiner Person mehr geisteswissenschaftliche Dissertationen geschrieben wurden als zu Walter Benjamin.

Robert Spencer: The Exodus, 1928

Ringvorlesung »Flucht und Verdrängung«

ab Wintersemester 2016/2017

Eine Anthropologie, die davon ausgeht, dass Menschen sesshaft sein wollen, und eine Identitätspolitik, die die Frage, wer wir sind, mit der verknüpft, woher wir kommen, müssen gegenwärtige und vergangene Migrationsbewegungen als Phänomene wahrnehmen, die verbunden sind mit Mangel und Konflikt, Gefährdung und Gefahr.

Otto Dix: Hyäne, Zeichnung, 1938, © VG Bild-Kunst Bonn 2017

Der Ekel – Ein ästhetisches Gefühl

Sommersemester 2017

1928 veröffentlichte Edmund Husserl den Schlüsselaufsatz eines jungen Philosophen. In »Der Ekel« führte Aurel Kolnai (1900–1973) die phänomenologische Methode zur Erforschung ebenjenes »starken Gefühls« (Kant/Menninghaus) vor. Eklige Speisen, Tiere, Gerüche, Farben, Konsistenzen, Stoffe usw. wurden von ihm vor allem als Grenz- und Störfiguren ontologischer, ästhetischer und politischer Ordnungen vorgestellt.

Alberto Petrò: Il buono, il brutto e il cattivo, 2001

The Poor, the Weak & the Excluded

Philosophie des Politischen bei Negri, Vattimo und Agamben, Sommersemester 2017

Der Begriff der Armut ist ambivalent, mehrdeutig, und dennoch höchst notwendig, um politische Praktiken und Diskurse einzuordnen und zu gestalten. Dieses Seminar setzt sich mit drei italienischen Philosophen auseinander, die die aktuellen Armuts-Debatten durch alternative Konnotationen, Praktiken und subversive Taktiken bereichern.

Sebastian Schrader: Oblomow 2, 2012

Faulheit als Kulturtechnik

Sommersemester 2017

Faulheit als eine Kulturtechnik zu betrachten, klingt zunächst kontraintuitiv: Wie könnte etwas, das so entschieden durch ein Nichthandeln bestimmt ist, eine Technik brauchen? Sicherlich ist Faulheit aber tatsächlich mehr als reine Verweigerung, und vor allem ist sie eine Tätigkeit mit einer breiteren – und etwas paradoxerweise auch angestrengteren – Theoriegeschichte als man auf den ersten Blick annehmen sollte.

N.N., Flagge an der Fassade der NAACP-Zentrale in New York, Fifth Avenue 69, 1936

Zur Gewaltgeschichte und visuellen Kultur des Lynchens in den USA

Sommersemester 2017

Zwischen 1880 und den 1960er-Jahren werden vorwiegend im Süden der USA etwa 5000 Menschen, zum größten Teil afroamerikanische Männer, bei sogenannten »Lynchings« ermordet. Besondere mediale Streuweite erhalten die teilweise unter großem Zuschauerandrang stattfindenden Spektakel durch Fotografien und Postkarten. Im Seminar wollen wir einerseits der Gewaltgeschichte der Lynchings nachgehen.

Thierry Ehrmann: Portrait von Giorgio Agamben, Demeure du Chaos, Saint-Romain-au-Mont-d'Or, Frankreich

Giorgio Agamben

Ästhetik, Politik, Kulturkritik, Sommersemester 2017

Der italienische Philosoph Giorgio Agamben ist seit der Veröffentlichung seines bekanntesten politischen Werkes, Homo Sacer (1995), weltweit berühmt worden. Seine Produktion bewegt sich zwischen Ästhetik, Theologie und politischer Analyse.

Bertall: Les Alimens, 1848

»Since Eve ate apples, much depends on dinner«

Zur Kulturwissenschaft des Kulinarischen, Sommersemester 2017

»Die Feinschmeckerei berücksichtigt Menschen und Dinge, um alles Kennenswerthe von einem Land zum anderen zu bringen, so dass ein kunstreich geordnetes Mahl gleichsam ein Abriss der ganzen Welt ist […].«

Diese Zeilen stammen von Jean Anthelme Brillat-Savarin, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Versuch unternommen hat die Gastronomie zum Gegenstand einer umfassenden kulturellen Frage nach dem Kulinarischen zu machen. Die (kultur)wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Essen beginnt damit an der kosmopolitischen (und gleichermaßen kolonialen) bürgerlichen Tafel, um von dort aus bis an die Kochtöpfe fremder Kulturen vorzudringen.

Hieronymus Bosch: Garten der Lüste (linker Flügel: Der Garten Eden), Ausschnitt, ca. 1500

Literarische Utopien, Theorien der Utopien und utopische Theorien

Wintersemester 2016/17

Utopien sind Texte, die sowohl literarischen Wert als auch einen theoretischen Anspruch politischer, normativer oder wissenschaftlicher Art haben. Als solche sind sie Texte auf der Grenze zwischen verschiedenen Text- und Reflexionsformen. In diesem Seminar wollen wir die klassischen Utopien ansehen, aber auch andere utopisch-literarische Imaginationen, die entweder von wissenschaftlichen Theoretikern geschrieben wurden oder die genuin theoretische Texte mit einem utopischen Anspruch sind.

»Arbeit macht frei«, Stammlager des KZ Auschwitz, 2004, Dnalor

Visuelle Diktaturen. Öffentlichkeiten. Körperpolitiken. Dienste.

Sommersemester 2016

Diktaturen herrschen, so unsere These, auch und gerade durch die Schaffung einer signifikanten Visualität, Bildlichkeit und Verbergung. Sie beanspruchen daher Gestaltungsmacht und Kontrolle über die Bilder und über die Erscheinungsweisen der Körper. Die visuelle Herrschaft über die ›kollektiven‹ und ›singulären‹ (geschlechtlichen) Körper zielt auf die private und öffentliche Welt, auf die zivile wie militärische Front.
Inwiefern ist für Diktaturen die Herrschaft durch ein umfassendes visuelles Regime konstitutiv? Welche Rolle spielen (Vor-)Bilder und Bildakte, Inszenierungen, Uniformierungen und vestimentäre Codes, Piktogramme, Kennzeichnungs- und Identifizierungssysteme?

Alexander von Humboldt: Pont de cordage près de Pénipé, 1813

Natur/Kultur: Transformationen

Sommersemester 2015

Zweifellos hat sich der Kulturbegriff in den letzten Jahrzehnten zu einem ›absoluten Begriff‹ entwickelt. ›Eigentlich ist alles kulturell‹ und damit im pragmatischem Sinne alles gemacht, hergestellt, erzeugt und konstruiert, selbst dasjenige, was innerhalb der europäischen Ideen- und Kulturgeschichte bislang als Unverfügbares gelten und dem Bereich der Kultur entgegensetzt werden konnte: wie ›die Natur‹ und ›das Klima‹.

William Blake: Flagellation of a Female Samboe Slave, 1793

Dienen. Von der Sklaverei zur Dienstleistungsgesellschaft

Sommersemester 2014

In den postindustriellen Gesellschaften geht das Gespenst des Dieners um. Der Dienstleistungssektor gilt noch immer als die entscheidende Wachstums- und Beschäftigungsbranche, die jeweils die ›ganze‹ Gesellschaft ausrichten soll. Heute ist man versucht, das Projekt der Dienstleistungsgesellschaft mit ihren ins Nirwana führenden Service-Hotlines und Offshore-Call-Centers als eine Perversion der Idee des Service zu erklären. In praxi zwingt sie den Kunden dazu, seine ökonomisch-bürokratischen Transaktionen weitgehend selbst auszuführen. Die Dienstleistungsgesellschaft bezieht ihren symbolischen Kredit aus einem Ethos des Dienens, dem sie selbst nicht entspricht.

Archiv

Seminar für Ästhetik (bis 2009)

Kontakt

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Institut für Kulturwissenschaft

Prof. Dr. Iris Därmann
Professorin für Kulturtheorie und Kulturwissenschaftliche Ästhetik

Sekretariat
Yvonne Kult
Institut für Kulturwissenschaft
Georgenstr. 47, Raum 4.35
D–10117 Berlin

Tel. +49 30 2093-66274
ykult@culture.hu-berlin.de

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